![Simon Steinbach als Chaplin-Einradartist vor dem Hamburger Rathaus Foto: privat]()
Von Reinhard Meyer
Oldenfelde „Oldenfelde mit seinem wunderschönen Grün ist für mich der schönste Platz auf der Welt“, sagt Simon Steinbach (90). Sein Zuzug nach Oldenfelde 1960 nach Ende einer großen Karriere als Einrad fahrender „Charlie Chaplin“ war wesentlich nüchterner: In der Wohnungsnot der damaligen Zeit war er glücklich, für sich und seine Frau eine Wohnung zu bekommen.
Rolle seines Lebens
Sein älterer Bruder Otmar, ebenfalls Artist mit beachtlicher künstlerischer Begabung, sah in dem Einrad fahrenden „Clown“ Simon die Anlage, Charlie Chaplin zu imitieren. Mit Übungen nach Chaplin-Filmen, mit Tanz- und Fechtunterricht bereitete er ihn auf die Rolle seines Lebens vor: „Charlie Chaplin auf dem Einrad“ – ein Gerät, mit dem man besonders gut Gestik, Mimik, Komik des großen Schauspielers ausspielen kann. „Einrad fahren kann jeder lernen, aber für große Leistungen braucht man auch Talent“, so Simon Steinbach.
„Der schönste Moment unseres artistischen Lebens war unser Auftritt im Palladium in London – vor der gerade gekrönten Elisabeth II.“ Simon Steinbach
Ab 1948 trat Simon Steinbach als radelnder Chaplin zusammen mit seinem Bruder Otmar, dem Hochradartisten, und seiner Schwägerin Ingeborg, der Tänzerin, in den Varietés in Hamburg, Berlin und Bremen auf. Die Drei nannten sich „The Steenbacks“ und feierten große Erfolge. In den Anstrengungen des Wiederaufbaus Deutschlands war der Wunsch nach leichter Unterhaltung auf Varietébühnen stark. Aber ihr Ruf führte sie auch international in die großen Häuser in Bern, Zürich, Amsterdam, Barcelona, Göteborg, Lahti, Beirut, Damaskus, Kairo, Istanbul und Paris. „Der schönste Moment unseres artistischen Lebens war unser Auftritt im Palladium Theater im Londoner West end – vor der gerade gekrönten Elisabeth II. Danach wurden wir von der Queen Mum ins Savoy Hotel zu einem privaten Auftritt eingeladen“, so Simon Steinbach. Ende der Fünfzigerjahre verblasste der Glanz der Varietiés. „The...