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Hamburg: Zeitzeugin kämpft gegen das Vergessen

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Ursula Suhling (80) arbeitet in der Geschichtswerkstatt der Willy-Bredel-Gesellschaft Foto: Burmeister Hamburg. Ursula Suhling macht um ihr Alter kein Geheimnis. „Ich bin im September 80 Jahre alt geworden!“ teilt sie mit und fügt etwas nachdenklicher hinzu: „Ich kann das selbst kaum glauben.“ Wenn sie aus ihrem bewegten Leben erzählt, hört sich das an, wie ein Streifzug durch die deutsch-deutsche Geschichte. Das Leben von Ursula Suhling begann am 24. September 1933. Knapp neun Monate zuvor war Adolf Hitler zum Reichskanzler vereidigt worden. Kaum etwas, was danach geschah hat Ursula Suhling so geprägt wie ihre ersten Lebensjahre. Ihre Eltern, Carl und Lucie Suhling, lebten in der damals noch neuen Fritz-Schumacher-Siedlung am Wattkorn in Langenhorn und engagierten sich in der KPD. Schon im Juli 1933 wurde Vater Carl zum ersten Mal verhaftet und im „Kolafu“, dem Zuchthaus in Fuhlsbüttel, grausam misshandelt. Zwischen 1934 und 1939 kam das Elternpaar mehrfach für längere Zeit in Haft. Waisenhaus Die kleine Ursula kam zunächst in ein Waisenhaus, später zu Verwandten nach Bochum. „Ein einschneidendes Erlebnis“, fasst sie zusammen, und es ist zu spüren, dass sie der Gedanke an diese Zeit bis heute aufwühlt. „Als meine Mutter aus dem Gefängnis entlassen wurde, war sie eine fremde Frau für mich. Auf die Rückkehr meines Vaters war ich besser vorbereitet.“ Aber insgesamt blieben der jungen Familie nur wenige gemeinsame Monate. 1942 wurde Carl Suhling mit der sogenannten „Bewährungsdivision 999“ an die Ostfront geschickt. Von dort kehrte er nicht zurück. Nach Lucie wurde in Neuallermöhe eine Straße benannt. Für Carl liegt heute ein Stolperstein in der Langenhorner Straße Wattkorn. Als sie 17 Jahre alt war, zog die technikbegeisterte junge Frau nach Ostberlin, um Traktoristin zu werden. „Ich war immer ein sehr praktischer Mensch“, begründet sie diesen Schritt. „Im Westen hätte ich keinem Ausbildungsplatz bekommen. Ich dachte, ich lerne einen Beruf und gehe zurück nach Hamburg.“ Das Leben wollte es anders: Ursula Suhling lernte einen Mann kennen, brachte...

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